Archäologie / Archaeology

Auf fremdem Terrain: Vor der Kamera für Terra X

„Können Sie in drei Wochen für ein Interview nach Rom kommen?“ Das war nicht die erste kurzfristige Anfrage innerhalb der letzten Monate. Ich schluckte. Es ging um einen Termin im Mai. Rom, um Pfingsten, an einem Wochenende… das sind meiner Erfahrung nach nicht die günstigsten Reisebedingungen, zumal für einen Filmdreh. Ganz abgesehen davon, dass meine raren Wochenenden mit Herrn Panda schon terminiert waren und er an besagtem Wochenende bereits eine Fahrt zu mir nach Heidelberg gebucht hatte. „Wenn Sie uns beide einfliegen, komme ich“, lautete deshalb meine Antwort. Und so ging es am 6. Mai los nach Rom.

„Would you be able to come to Rome for an interview for our TV documentary in three weeks?“ That hadn’t been the only request at short notice within the past months. I hesitated. The proposed date was in May. Rome, during the Pentecost period, on a weekend… not exactly ideal travel conditions, especially for filming, I thought. Apart from that, I had already schedulded the rare weekends with Mister Panda, and he had booked a trip to Heidelberg for that specific weekend to visit me. „If you fly in both of us, I’m in“, I therefore replied. And so we travelled to Rome on 6th May.

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Colosseum.

Alles hatte angefangen mit ein paar Recherchefragen zum Thema römische Graffiti, denn in der neuen Terra X-Folge „24 Stunden im alten Rom“ soll es um Aspekte römischen Alltagslebens gehen, die sonst selten in Dokumentationen zu sehen sind. Und da die Graffiti, mit denen ich mich in meiner Doktorarbeit beschäftigt habe, ein anschauliches Thema sind, mit dem jeder etwas verbinden kann, eignen sie sich dafür gut. Mich persönlich freut es immer, wenn sich jemand für diese lange vernachlässigte antike Inschriftengattung – und für meine Arbeit – interessiert, und ich finde es wichtig, archäologische Themen auch außerhalb des Elfenbeinturms zu vermitteln. Durch meine Artikel auf Focus Online bin ich deshalb als Expertin zum Thema Graffiti auch recht einfach zu finden.

It all had started with some questions about Roman graffiti which I was happy to answer. The new episode of the German TV documentary „Terra X“ deals with aspects of Roman daily life that are otherwise rather rarely presented,  and the graffiti are a subject that everyone can relate to. I personally are happy about everyone interested in Roman graffiti and in my work, because graffiti have long been neglected as a serious research topic; only within the past years they have become kind of trendy. Making research accessible and understandable to a broader audience is important to me, therefore I regularly write about my research interests for a German online magazine and I am easy to find as an graffiti expert.

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Trastevere.

Für den Dreh vor Ort waren einige Vorarbeiten notwendig. Mehrmals wöchentlich hielten der Regisseur und Mitglieder seines Teams mit mir Rücksprache. Bis eine Woche vor Abreise stand der Drehort für die Innenaufnahmen und mein Interview noch nicht fest, so dass letztendlich ich selber die Idee der British School of Rome (BSR) einbrachte. Ich protestierte auch gegen den Vorschlag, mich Samstag morgens ein- und abends wieder auszufliegen – denn jeder, der Rom und Italien kennt, weiß, dass sich deutsche Zeitpläne dort niemals eins zu eins umsetzen lassen. Stattdessen empfahl ich der Buchungsabteilung ganz altruistisch, Herrn Panda und mich in Trastevere (meinem Lieblingsviertel) einzuquartieren, was denn auch geschah. So konnten wir Freitag abends an- und Sonntag morgens wieder abreisen.

The filming required quite some preparation, and the TV production company called me several times a week to discuss things. One week before the film shooting we still had no location  for the indoor scenes and my interview, until I myself proposed the British School of Rome (BSR). I also rejected the idea to fly to Rome for just one day – everyone who knows Italy and Rome just a little bit knows that no German time schedule ever works there. Instead I, altruistically, suggested the production company to book a room for Herr Panda and me in Trastevere, my favourite quarter. So we arrived Friday night and flew back Sunday morning.

Der Dreh selbst war natürlich spannend für mich, weil ich das erste Mal als Wissenschaftlerin vor der Kamera stand und mir erklären ließ, wie wir das Forscherdasein dem Fernsehpublikum präsentieren könnten. Also blätterte ich für die Kamera geduldig in den großen Bänden des Corpus Inscriptionum Latinarum, starrte angestrengt auf meinen Laptop, wanderte an den hohen Regalreihen entlang, um schwere alte Bücher zu finden. Eigentlich war dieses Schauspiel meinem normalen Alltag recht ähnlich, nur dass ich nicht immer in so schönen Bibliotheken wie derjenigen der BSR arbeite. Gefreut habe ich mich darüber, dass auch einige meiner eigenen Zeichnungen von Graffiti, die ich bei meinen Forschungsreisen in Pompeji angefertigt habe, abgefilmt wurden. Ob sie am Ende auch tatsächlich im Film zu sehen sein werden, weiß ich aber nicht.

The filming itself was exciting, as it was my first time in front of the camera as a researcher; it was also interesting to get to hear how research was supposed to look like for the viewers. So I was patiently turning the pages of the Corpus Inscriptionum Latinarum, kept staring at the screen of my laptop, passed high bookshelves, pretending to be searching a heavy tome. All in all, this play was not very different from many of my work days, just that not all of the libraries I usually work in are as beautiful as the one of the BSR. I was especially happy that some of the line-drawings I made of Pompeian graffiti on-site were filmed, even though I don’t know if in the end they will be shown in the documentary.

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British School of Rome (BSR)

In den Wartezeiten, wenn Kameras und Licht umgebaut wurden, flanierten Herr Panda und ich durch den Garten der British School und inspizierten die Bibliothek, in der ich just auf ein bekanntes Gesicht traf: Auf Barbara Borg, Professorin an der Universität Exeter, die ich noch aus ihren Zeiten in Heidelberg kannte, als ich Studentin und schwer beeindruckt von dieser coolen Archäologin war.

When waiting for the camera installation or the sportlights to be changed, Mister Panda and I hung out in the beautiful garden of the British School and explored the library, where I by chance met Barbara Borg, a German classical archaeologist and current professor at the university of Exeter. She had been in Heidelberg when I was still a student and admired her for her coolness and style.

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Während des Interviews. / During the interview.

Nach acht langen Stunden waren wir fertig mit den Aufnahmen in der Bibliothek. Das Interview hatte dabei den geringsten Teil der Zeit in Anspruch genommen, denn dafür bekam ich in schneller Folge jede Menge Fragen gestellt, die ich spontan beantworten musste – und die beste Antwort fällt einem natürlich immer erst hinterher ein, wer kennt das nicht. Wie das Ganze zusammengeschnitten wird und wie ich beim Arbeiten in der Bib so wirke, werde ich selbst erst bei der Erstausstrahlung erfahren.

After eight long hours, we finished filming in the library. The interview itself was over very fast, since I was confronted with quite a number of questions in a quick row which I had to answer spontaneously (and of course you always come up with the best answers only afterwards). How the sentences will be cut and how I look like while studying Roman graffiti, I will only get to know myself when the documentary is first broadcast.

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Feierabend in Rom. / After work in Rome.

Wenn Ihr Euch auch überraschen lassen wollt, schaut am kommenden Sonntag, den 4. Dezember 2016, um 19.30 Uhr Terra X (zur Vorankündigung HIER klicken).

I’m afraid that the documentary is in German and will only be shown in German TV on 4th December 2016, but here’s a link to the advertisement anyway.

2 Kommentare

  1. Es war bestimmt ein wenig aufregend, das erst mal an einer Filmreportage mitzuarbeiten. Leider werde ich mir den Dokumentarfilm nicht ansehen können, weil ich in Kanada wohne. Vielleicht später einmal auf YouTube.

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