Auf der Busfahrt von Málaga nach Tarifa bekamen wir das raue Atlantikklima schon zu spüren: Die Landschaft war hügelig-grün, jedoch unwirtlich, mit dicken grauen Wolken im Hintergrund. In Tarifa angekommen, mussten wir zunächst einmal Zsuzsis Fahrrad reparieren, dessen Dynamokabel herausgerissen war, weil der Busfahrer uns genötigt hatte, die Vorderreifen auszubauen, obwohl es mehr als genug Platz im Stauraum des Busses für die kompletten Fahrräder gegeben hätte. In der Eile vor der Abfahrt hatte Zsuzsi vergessen, das Dynamokabel auszustecken; zum Glück ließ sich das Problem aber mit ein wenig Feinarbeit schnell lösen.
On the bus from Málaga to Tarifa we could already feel the Atlantic climate: The landscape was hilly and green, yet unwelcoming and rough due to the threatening grey clouds above. When we got out of the bus in Tarifa, we first had to repair Zsuzsi’s bike dynamo, because the unfriendly bus driver had made us take off the front wheels – even though there would have been more than enough space for the complete bikes. In the hurry before the bus departure, Zsuzsi had forgotten to plug off the dynamo cable properly so that the wires had come off, that is why we had to put back the wires.
Tarifa muss im Sommer ein Surferparadies sein, mit coolen Bars, Sportgeschäften und Läden, die Muschelhalsbänder verkaufen. Ende November, zwischen Sommer- und Weihnachtssaison, sind jedoch alle Bürgersteige hochgeklappt und es ist schwierig, überhaupt ein geöffnetes Hostel zu finden. Zum Glück wurden wir von Stefan, Besitzer des Unternehmens „Tarifa Bikes“, aufgegabelt, der uns sofort bemerkte, als wir mit unseren Fahrrädern etwas ratlos in der Gegen herumstanden. Stefan lebt schon seit 25 Jahren in Tarifa und war gerade von einem Urlaub in Deutschland zurückgekehrt. „Wartet hier“, ordnete er an, „ich bin in zwei Minuten wieder da.“ Tatsächlich tauchte er kurz danach wieder auf und führte und zu zweien seiner Freunde, die jeweils ein Hotel führen. Beide Hotels waren jedoch wegen Renovierungsarbeiten geschlossen, aber im „Hostal Las Margaritas“ konnten wir ausnahmsweise, als einzige Gäste und zu einem reduzierten Preis, bleiben.
Tarifa seems to be a surfers’ paradise in summer, with cool bars, and shops selling sports equipment and shell jewelry. At the end of November, however, everything is shut down and you will hardly find any hostel that is not closed between summer season and Christmas season. We were lucky enough to bump into Stefan, a German who has been living in Tarifa for the past 25 years, running a business called “Tarifa Bikes”; he had just returned from a visit to Germany and immediately spotted these two young women, lost with their bikes in Tarifa. “Wait here for me”, he said, and turned back after just two minutes. “I just had to bring my luggage home”, he explained. Then he walked us to two of his friends who own hotels in Tarifa. Both hotels were closed for renovation works, but at the “Hostal Las Margaritas“ we were allowed to stay nonetheless, for a very reduced price.

Bei „an ‘ca’ Curro” ließ Stefan uns das hausgemachte Schweinefilet verkosten, wir aßen unsere letzte Portion Jamon Iberico und damit auch die vorerst letzte Portion Schweinefleisch, wie wir feststellten, denn die nächsten vier Wochen würden wir in Marokko und Tunesien verbringen. – Am nächsten Tag war das Meer stürmisch, als wir morgens die Fähre bestiegen, und die Überfahrt nach Tanger war alles andere als magenfreundlich. Als wir die Uferstraße von Tanger entlangradelten, jubelte uns eine Gruppe junger Frauen mit Kopftuch begeistert zu; wir lächelten und winkten zurück.
At “an ‘ca’ Curro”, Stefan made us taste their home made pork filet, and we had our last portion of Jamon Iberico; this was the last time we would have pork, we realized, as we would spend the next month in Morocco and Tunesia. – The sea was stormy the next day when we entered the ferry, and the ferry passage from Tarifa was not really pleasant stomach-wise. When we cycled along the coastal road of Tanger, a group of four veiled young women was cheering at us. We smiled and waved back.
Kurz danach begann es wie aus Eimern zu schütten; unsere Klamotten und Taschen waren pitschnass, als wir die Fahrräder die steile „Avenue Mohammed V“ hinaufschoben, um zu unserem Gastgeber zu gelangen. Simon-Pierre Hamelin ist Autor und der Inhaber der renommierten „Librairie des Colonnes“, die ein Zentrum der Literaturszene Tangers ist und deren Geschichte bis 1949 zurückreicht. Simon begrüßte uns in einem eleganten dunkelblauen Wollmantel und braunen Lederschuhen; der Kontrast hätte nicht größer sein können, und wir schämten uns ein wenig, als wir mit unseren pitschnassen Fahrradtaschen in sein Apartment einzogen. Als wir am dritten Tag endlich die Gelegenheit hatten, uns ausführlicher mit ihm zu unterhalten und ihn über die marokkanische Literaturszene auszufragen, entpuppte er sich jedoch als großer Fan unserer Reise mit Rad und Bus durch Marokko. Wir waren erleichtert.
Shortly afterwards, it began to rain heavily; our clothes were dripping as we were walking our bikes up the steep “Avenue Mohammed V” in Tanger to meet our host. Simon-Pierre Hamelin is an author and the director of the renowned “Librairie des Colonnes”, founded in 1949. Simon came to pick us up in an elegant dark blue wool coat and brown Oxford shoes. The contrast could hardly have been greater, and we felt a bit ashamed as he organized the storage of our bikes in a nearby garage. When after two days in his apartment we finally had the chance to really talk to him and pose our burning questions about the literary life at Tanger, he turned out to be quite a fan of our plan to travel Morocco by bike and bus. We felt relieved.
Auf beiden Seiten des Atlantiks wurde in römischer Zeit Garum produziert: Eine Delikatesssauce, die aus dem Saft toter Fische gewonnen wurde. Der Fisch muss dafür gesalzen und in großen Becken gelagert werden, die charakteristisch für die Garumfabriken sind. Jedes Jahr im Frühjahr kommen große Schwärme von Fischen, vor allem Thunfischen, aus dem Atlantik ins Mittelmeer, um dort zu laichen; sie sind in der Straße von Gibraltar am besten zu fangen. Sowohl in Baelo Claudia, Spanien, das wir von Tarifa aus besichtigten, als auch in Lixus, bei Larache in Marokko, haben wir solche Garumfabriken besichtigt. In Lixus wurden nicht weniger als 47 Becken für das Fischsalzen und die Garumproduktion ausgegraben, erklärte uns Archäologe Hicham Hassini, der uns über das Gelände führte. In Lixus haben wir auch Robinson und Asja wiedergetroffen, die beiden anderen Reisestipendiaten, mit denen wir schon gemeinsam in Madrid gewesen waren. Während sie sich danach hauptsächlich in Nordspanien bewegt hatten, waren wir im Süden und bereits in Marokko unterwegs.
On both sides of the Straits of Gibraltar, you can find Roman garum factories: garum was a fish sauce the Romans produced from the liquids of dead fish; the fish was salted and dried out in large bassins, which are characteristic for the garum factories. Because large swarms of fish, especially tuna fish, enter the Mediterranean every year in spring to spawn, they can best be caught in the strait of Gibraltar. In Baelo Claudia in Spain, where we cycled to from Tarifa, as well as in Lixus, near Larache in Morocco, we visited such factories. In Lixus, impressive 47 bassins for fish salting and garum production have been found, archaeologist Hicham Hassini told us on the guided tour he gave us. In Lixus, we also met up once again with Robinson and Asja, the two other travelling scholars with whom we had been at Madrid two weeks before. They had been on tour mainly through Northern Spain the past weeks, while we had been in the South and in Morocco already.

