Archäologie / Archaeology Reisen / Travel

Resümee: Archäologie mit Rucksack und Rad in Spanien

Uns war vor Anfang an klar gewesen, dass Südfrankreich mit seinen romantischen Dörfern und dicht konzentrierten archäologischen Stätten ein einfacher Einstieg für unsere Fahrradreise war und Spanien aufgrund seiner großen Fläche und vielen Berge eine neue Herausforderung darstellen würde. Zunächst aber muss das Gute festgehalten werden: Entgegen den Warnungen spanischer Freunde waren die spanischen Autofahrer relativ angenehm; den Rasern in Frankreich sind sie überhaupt keine Konkurrenz. Das war für uns schonmal Grund zur Erleichterung. Ein größeres Problem waren dagegen die Zugverbindungen.

It had always been clear that southern France was an easy start of our tour, with its most important Roman sights being concentrated in a comparatively small area, whereas Spain would pose a different kind of challenge. But to put the good things first: Despite the serious warnings of our Spanish friends, Spain car drivers are not as bad as the French ones who race without mercy. The actual problem in Spain are rather the train connections.

Anstrengende Anfahrten. // Mountaineous rides.

Das spanische Zugnetz ist eher weitmaschig; das Fahrrad darf man in Regionalzügen, S-Bahnen (Cercanias) und Mitteldistanzzügen (Media Distancia) mitnehmen, in den Schnellzügen jedoch nicht. Für die Fahrradmitnahme haben wir kein ganz konsequentes System erkennen können: Manchmal ist die Mitnahme kostenlos, manchmal – wenn man das Ticket erst im Regionalzug kauft – kostet sie 3€ pro Rad. Züge, die online als Regionalzug angezeigt worden waren, entpuppen sich manchmal vor Ort als Media Distancia-Züge, die etwas teurer sind.

The Spanish train network is not really dense. You are allowed to take your bike into regional trains, local trains (Cercanias), and middle distance trains (Media Distancia), but not into fast trains. We could not, however, not really figure out a consistent system: Sometimes, you can take your bike in for free, sometimes, when you buy the ticket on board, it is 3€ per bike; trains that have been announced as regional trains online, sometimes turned out to be Media Distancia trains in reality which cost a little bit more.

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Am Arbeiten im Zug. // On the train, working.

Es lohnt sich, die Tickets vorher zu kaufen, weil Regionalzüge offiziell nur drei Fahrradplätze besitzen und es passieren kann, dass man mit einem vierten Fahrrad nicht mehr hineingelassen wird. Theoretisch sollte man aber, wenn der Zug nicht brechend voll ist, trotzdem reinkommen. An den Zugtüren muss man nach einem Fahrradsymbol mit Pfeil Ausschau halten, der die Richtung anzeigt, in der sich die Fahrradplätze befinden. Es hat ein wenig gedauert, bis wir das verstanden hatten, so dass wir mehrfach wieder aus einem Wagen ausgewiesen wurden und nur rennend noch den richtigen Wagen erwischt haben.

If you want to be sure to be allowed on the train with your bike, buy your ticket in advance, because regional trains officially have space for only three bikes in total. In theory, you will be allowed nonetheless though, if the train is not totally overloaded. On the train doors, there are bike symbols with little arrows which indicate the position of the bike wagon. It took us some time to recognize the arrows and figure out the system so that we were thrown out from of the train several times in the beginning, in order to find the correct bike wagon only minutes before departure.

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Eingang zum Fahrrad-Waggon. // Finding the bike wagon.

In den Zügen sind an entsprechender Stelle zumeist Haken angebracht, in die man die Vorderräder einhängen kann, sodass das Fahrrad senkrecht an der Wand hängt; das ist ein gewisser Kraftaufwand bzw. bedarf der richtigen Technik, die nicht selten von nebenstehenden Getränke- oder Schokoladen-Automaten erschwert wird. Insgesamt haben die Züge aber sehr angenehme – d.h. flache – Einstiege, so dass man dafür nicht am Gleis schon abladen und umständlich Fahrrad und Gepäckstücke einzeln einladen muss, wie es in Frankreich häufig der Fall war. Das schont die Nerven. Meistens sind die Schaffner kulant und man kann auch im Zug das voll bepackte Fahrrad stehen lassen, ohne es aufhängen zu müssen.

In the train, hooks are installed to hang your front wheel, which is a bit tricky and requires some practise, especially when beverage dispensers share space with the bikes. But after all, Spanish trains have very comfortable, flat entries so that we could always just roll in, instead of having to unload our bikes as we always had to in France, which was good for our heart and nerves. We also parked our still fully loaded bikes somewhere inside most of the time, without hanging them onto the hooks.

Verschiedene Lösungen mit dem Fahrrad im Zug. // Diverse solutions for installing the bike in the train.

Überhaupt interessiert es die Spanier wenig, wenn man mit einem Rad zusteigt. Das heißt einerseits, man wird kaum angesprochen und bekommt selten solche Hilfe, von der wir in Frankreich so überwältigt waren; es heißt aber auch, im Positiven, dass wenig Aufhebens darum gemacht wird, wie und wo man sein Fahrrad platziert. Nur aus einer übervollen Cercania in Málaga wurden wir einmal mitten auf der Strecke von einem Sicherheitsbeamten rausgeworfen, weil wir die Mitfahrer behindert hätten. Das stimmt vielleicht, aber man könnte es auch umgekehrt sehen ;-P

Spanish people were generally neither very impressed nor interested in us entering the train with the bikes. This is a pity on the one hand, because we didn’t really get in touch with locals on the train and rarely met such helpfulness as in France. On the other hand, this also has a positive effect, as no one cares where you leave your bike. Only once, we were thrown out from a crowded Cercania in Málaga in the middle of the way because we were accused of blocking the way of other passengers. This might be true, but might also have been the other way around ;-P

In einem überfüllten Zug. // In a crowded train.

Man lernt auf einer Reise wie der unseren, die Fahrrad und öffentliche Verkehrsmittel verbindet, sehr schnell behindertengerechte Bahnhöfe zu schätzen. Denn mit einem schwer bepackten Fahrrad, das man voll beladen alleine nicht tragen kann, ist man auf Rampen, Rolltreppen und Aufzüge angewiesen. In dieser Hinsicht hat sich Spanien glücklicherweise als gegenüber Frankreich sehr vorteilhaft erwiesen; einzige Ausnahmen waren bei der Grenzüberquerung aus Frankreich der alte Bahnhof von Portbou und, erstaunlicherweise, der Madrider Bahnhof Atocha.

On a trip like ours, by bike and public transport, you often depend on facilities for disabled people: With a fully loaded bike of 35kg, which you cannot simply carry up the stairs alone, you need ramps, elevators, or moving stairs. Spian, in this respect, is much better than France. The only exception were the old train station at Portbou, shortly behind the border, and Madrid’s Atocha station.

Ideale Bahnhofsausstattung. // Ideal train station facilities.

 

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Acceso sin barrieras, Museo Provincial Jaen.

Von Madrid können wir insgesamt nur abraten: diese Großstadt ist unübersichtlich und gefährlich, besonders ihre mehrspurigen Kreisverkehre. Es gibt eigene Fahrradspuren, die auch mit einer 30kmh-Beschriftung versehen sind, was jedoch Autofahrer nicht daran hindert, sie deutlich schneller zu befahren. In anderen Städten, z. B. Zaragoza und Sevilla, gibt es richtige Fahrradwege, die nicht nur eine Spur der Autostraße sind. Sevilla ist überhaupt eine vorzügliche Fahrradstadt – nicht nur wegen ihrer vielen gekennzeichneten Fahrradwege (auch, wenn man regelmäßig Fußgänger von dort vertreiben muss) und der schönen Flusspromenade zum Radeln, sondern auch, weil sämtliche U-Bahn-Stationen Aufzüge besitzen; zu bestimmten Zeiten außerhalb der Rush-Hour darf man das Rad in die U-Bahn mitnehmen und an einem eigens dafür vorgesehenen Platz abstellen. Damit man diesen Platz leicht und schnell findet, ist schon am Bahnsteig ein Zugang an entsprechender Position zur U-Bahn positioniert. Wir sagen: Großartig!

Madrid is generally not very bike-friendly: The city is somehow chaotic and dangerous, especially its roundabouts with several lanes. There exist special bike lanes with signs indicating a maximum of 30km per hour, but this does not prevent taxis and other cars to cross it much faster. In other cities, like e.g. Zaragoza or Sevilla, there are real (not just shared) cycle paths. Sevilla is a true cycling paradise: not just because of its many cycling paths, including the beautiful Guadalquivir riverside, but also because all metro stations have elevators. At off-peak times, you are allowed to take your bike into the metro and install it at a special bike place. On the platforms, there is even indicated where exactly you have to enter the metro to reach the bike place! We say: This is great!

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Rush hour in Madrid.

Spanien ist insgesamt ziemlich bergig; gut kann man aber einen Teil mit dem Zug, den Rest der Strecke mit dem Fahrrad zurücklegen, z. B. eignen sich als kürzere Touren und Tagesausflüge zu archäologischen Stätten gut Bilbilis von Calatayud aus, Numantia von Soria aus, Carranque von Humanes (Madrid) aus, Italica von Sevilla aus, Munigua von Los Rosales oder Baelo Claudia von Tarifa aus. Auf Google Maps war für die Fahrradstrecken in Spanien allerdings nur bedingt Verlass; so mancher „Fahrradweg“ – auch auf dem Camino de Santiago – entpuppte sich als üble Geröllhalde, weswegen zum Teil die Autowege eher zu empfehlen sind.

Spain is pretty mountainous, but often a combination of train and cycling is a good option; you can do such day trips, for example, by cycling from Calatayud to Bilbilis, from Soria to Numantia, from Humanes (Madrid) to Carranque, from Sevilla to Italica, from Los Rosales to Munigua, or from Tarifa to Baelo Claudia. Google maps has not always been helpful, unfortunately, as some of its so-called cycle-path turned out to be not accessible at all (because of huge stones), so we often chose the route proposed for cars.

In Bussen z. B. des Unternehmens ALSA darf man offiziell Fahrräder mitnehmen, ist aber den Launen des Busfahrers ausgeliefert. Wenn er partout darauf besteht, dass man das Vorderrad ausbaut, sollte man es tun, auch wenn die Dame am Ticketschalter das Gegenteil gesagt hatte. Theoretisch muss man das Rad verpacken, meist ist es jedoch einfacher, wenn man das Rad ohne Verpackung vorsichtig in den zur Verfügung stehenden Stauraum hineinnavigiert.

ALSA busses officially allow bike transports; you depend, however, on the mood of the bus driver. If he tells you to take your wheels off, you better do so, even if the lady selling the tickets had told you the opposite. In theory, you have to wrap your bike for the bus transport, but this has not always been useful for fitting it into the storage space of the bus.

Fahrradtransport in Bussen. // Bike transport by bus.

Wir haben das Glück, einige Freunde und Familie in Spanien zu haben, so dass wir in Roses bei meiner Tante Silvi, in Tarragona bei Pieter und Gloria, in Málaga bei Mikko und Miriam unterkommen konnten. Es war allerdings symptomatisch, dass unsere erste Couchsurfinganfrage (für Zaragoza) direkt missglückte, weil der vorgesehene Gastgeber zwar zugesagt hatte, sich dann aber nie wieder zurückmeldete, so dass wir letztendlich kurzfristig doch ein Hostel suchen mussten. Die nachfolgenden Couchsurfing-Erfahrungen waren jedoch besser, nur dass ein Künstler, den wir uns als spannende und inspirierende Persönlichkeit vorgestellt hatten, sich als ziemlicher Langweiler entpuppte, während ein anderer Gastgeber uns seine etwas beunruhigende Leidenschaft für Horrorfilm-Requisiten darlegte. Daneben sind wir in Hostels und kleineren Hotels für 15–18€ p.P. immer gut und sauber untergekommen (z. B. Albergue Hostel Zaragoza, Casa de los Deseos in Villambistia, Hostal Carretero in Cáceres, OS10Hostel in Córdoba).

We are lucky to have several friends in Spain, with whom we could stay, such as my aunt Silvi in Roses, Pieter and Gloria in Tarragona, Mikko and Miriam in Málaga. It was symptomatic, however, that our first supposed couchsurfing host (in Zaragoza) never replied again after having accepted to host us, so that we had to find a hostel instead in the end. Our following couchsurfing experiences were better, just that an artist we imagined as a very inspiring, thoughtful person turned out to be quite boring, and one host unveiled his passion for horror movie requisites, which was a bit scary. With hostels and small guesthouses at 15 to 18€, we have only had good experiences though, e.g. the Albergue Hostel Zaragoza, Casa de los Deseos in Villambistia, Hostal Carretero in Cáceres, or the OS10Hostel in Córdoba.

Essensversorgung auf dem Fahrrad. // Food supply on the road.

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