Reisen / Travel

Zertrümmerte Arme und amputierte Beine: Die morbide Bildwelt von ‚Pompei santuario‘

Ein modernes ‚Heiligtum‘ neben den römischen Ruinen:

Viele Nicht-Italiener wissen nicht, dass es direkt neben der antiken Stadt auch einen modernen Ort mit Namen Pompeji gibt, denn als Touristen reisen sie meist aus Neapel oder der Umgebung an und betreten das römische Stadtareal von Südwesten, durch die Porta Marina. Aber es gibt auch einen anderen Zugang, der im Südosten, nahe des Amphitheaters, das antike mit dem modernen Pompeji verbindet.

Saint Mary is watching you: A modern ’sanctuary‘ next to the Roman ruins

Most non-Italian people don’t know that there is also a modern town called Pompeii just next to its ancient predecessor. As tourists, coming from Naples, they normally enter the Roman city area from the Porta Marina in the South West. But there is also another gate, close to the amphitheatre in the South East, that directly connects ancient to modern Pompeii.

Das moderne Pompeji ist, zumindest im Zentrum, eine hübsche und selten gepflegte Kleinstadt, in der das Leben gemütlich zugeht. An katholischen Feiertagen aber verwandelt sich das Städtchen in einen florierenden Pilgerort. Die Bezeichnung „Pompei santuario“ verweist auf die Kirche im Herzen des Ortes, das „Pontifico Santuario della Beata Vergine del Santo Rosario di Pompei“. Aus ganz Italien kommen Pilger zu diese heiligen Stätte, die eine überregionale Bedeutung hat, um bei der Jungfrau Maria um Beistand zu bitten oder sich für ihre Hilfe zu bedanken.

Modern Pompeii has a pretty and noticeably clean town centre, and life goes slow there. On catholic holidays, however, it turns into a busy place of pilgrimage. „Pompeii santuario“ refers to the cathedral that forms the heart of the town, the „Pontifico Santuario della Beata Vergine del Santo Rosario di Pompei“ in full. People from all over Italy travel to this famous place to plead with or thank the Virgin Mary for her support.

Eine morbide Bildwelt

Das „santuario“ besteht aus der katholischen Kirche und einem größeren Gebäudekomplex; es wurde in der zweiten Häfte des 19. Jhs. errichtet und in den 1930er Jahren erweitert. Den (zumindest für mich) interessantesten Teil stellen die langen, kühlen Korridore des an die Kirche anschließenden Gebäudekomplexes mit ihrer morbiden Bilderwelt dar: Die Wände sind mit hunderten von selbstgemalten Bildern bedeckt, die Pilger zum Dank an die Jungfrau Maria nach Pompeji gebracht haben. Sie zeigen die lebensbedrohlichen Situationen, aus denen die Besucher selbst oder ihre Angehörigen mit Hilfe der Heiligen Jungfrau entkommen sein sollen. Arbeits- und Autounfälle, Operationen, Stürze aus großer Höhe und Kinder, die von Pferden zertrampelt werden, sind in erschreckend-blutigen Details dargestellt. Manchmal sind auch Metallmodelle einzelner Köperteile und Organe beigefügt, die verletzt worden waren und gerettet werden konnten – wie die antiken Terrakottamodelle, die wir aus Heiligtümern des griechischen Heilgottes Asklepios kennen.

A morbid scenery

The ’santuario‘, consisting of the Catholic cathedral and adjacent buildings, was constructed in the second half of the 19th century and enlarged in the 1930s. The most interesting part, at least for me, are the vast corridors of the building complex which form a morbid scenery: The walls are covered with self-made paintings which pilgrims have brought there to thank Saint Mary. The paintings show them or their family members who have, supposedly with the help of Saint Mary, survived life-threatening situations. Car and work accidents, surgeries, people falling from high heights or children being stepped on by horses are depicted in shocking detail. Sometimes, people have added metal models of arms, legs or organs that had been injured and saved – just like the ancient terracotta models we know from the sanctuaries of Asclepios, the Greek god of healing.

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