Wie schon angedeutet, haben wir uns auf unserer zweiwöchigen Reise durch den Iran immer sehr behütet und sicher gefühlt. In der Gruppe erregten wir zwar oft Aufsehen, empfanden das aber eigentlich nie als unangenehm, weil wir meist nur neugierig angestarrt oder angesprochen wurden. Ein einziger merkwürdiger Zwischenfall passierte aber: In Shushtar, wo wir uns nach gemeinsamem Abendessen in einer kleineren Gruppe auf den Rückweg ins Hotel machen wollten, preschte ein Motorradfahrer auf dem Bürgersteig auf uns zu und zwang uns, zur Seite auszuweichen. Alles geschah sehr schnell und ich konnte nichts von dem Folgenden sehen, aber im Vorbeifahren bewarf der Mann unseren Tourguide Ali mit einer Wassermelone bzw. einem Stück davon. Was das Ganze sollte, weiß keiner, aber unsere Gruppenleiter nahmen es zum Anlass, uns noch einmal darauf hinzuweisen, sich bitte den Gepflogenheiten des Landes anzupassen und zum Beispiel als Frau nicht laut lachend und demonstrativ selbstbewusst auf der Straße herumzumarschieren. Immerhin ist es Kollegen von mir schon passiert, dass sie in arabischen Ländern als „Westler“ mit Steinen beworfen wurden. Nach diesem mysteriösen Ereignis konnten wir unsere Reise aber ohne weitere Zwischenfälle fortsetzen (siehe unten), und die „Melonenattacke“ ist zu einer kuriosen Exkursionsanekdote geworden.
As mentioned earlier, we felt very safe and protected during our 16 days-trip through Iran. We did of course, as a group of foreigners, catch the locals‘ attention, but we never felt uncomfortable; people were just being curious about us. But there was one weird scene happening in Shushtar, when we were walking to our hotel after dinner in a smaller group: A guy on a motorbike was driving towards us on the sidewalk. Forced to step aside, I couldn’t watch what happened next, but apparently he threw a watermelon – or rather a piece of it – at our local guide Ali. No one knew what this was supposed to mean, but our group leaders took the opportunity to remind us to behave like guests and to respect Iranian customs. (I hope the watermelon attack is not a local custom). This included not to roll the streets, laughing loudly and acting too self-confident as women. Some colleagues of mine have, after all, as „westerners“ had stones thrown at them in Arabic countries. After this weird incident, our trip continued without further problems though (see below), and the „melon attack“ has become a curious story to tell.
Shustar: Eines von mehreren angeblichen Gräbern des Propheten Daniel auf der Welt, mit einem zuckerhutförmigen, weißen Dach und einem heiligen Schrein im Inneren. Daniel soll ein Zeitgenosse des ersten Perserkönigs Kyros gewesen sein und wird im muslimischen wie im christlichen Glauben verehrt. Weitere Pilgerorte mit möglichen Grabstätten befinden sich Samarkand in Usbekistan und in Mossul im Irak. Das sog. Daniels-Grab in Mossul wurde allerdings vom IS in die Luft gesprengt.
Shushtar is one of several places in the world that claim to host the tomb of the prophet Daniel. The roof of the building that contains the holy shrine looks like a sugar loaf. Daniel is believed to have lived during the reign of the first Persian king Kyros, and he is subject of both Muslim and Christian beliefs. Other potential burial places and pilgrimage sites inlcude Samarkand (Uzbekistan) and Mossul (Iraq), but the latter has recently been destroyed by ISIS.
Das antike Susa: Hauptstadt der Elamer und bedeutende Metropole auch unter den Persern und Seleukiden. Das von dem französischen Archäologenteam erbaute, kastellartige Grabungshaus ist mindestens so beeindruckend wie die antike Stadt.
Das antike Susa: An important city of the Elamite, Persian, and Seleukid empire. The castle-like excavation house, built by a team of French archaeologists, is at least as impressing as the archaeological remains of Susa.
Shushtar, das neue Susa: Abgesehen von der nächtlichen Melonenattacke und dem wahrscheinlich ungepflegtesten Hotel auf der Reise, hat uns die Stadt mit ihren Wassermühlen und dem romantischen Restaurant in einer Ruine am Fluss sehr gut gefallen.
Shusthar, the modern Susa: Disregarding the weird melon-attack and the worst hotel we stayed in during the tour, we really loved the city, its water mills and the romantic restaurant near the riverside.
Eine iranische Pyramide? Chogha Zanbil war eine elamische Residenzstadt mit einem zentralen Tempelbezirk, der eine Zikkurat einfasste. Solche Tempeltürme bestanden aus mehreren Terrassen, auf deren oberster der eigentliche Tempel stand. Die Zikkurat von Chogha Zanbil hat eine Seitenlänge von über 100m und war über Treppen begehbar. Die Bauform wurde wohl aus Mesopotamien übernommen, deren bekannteste Zikkurat in Ur stand.
An Iranian pyramid? Chogha Zanbil was an Elamite city that included a sanctuary in the form of a zikkurat. Such temple towers were probably adopted from Mesopotamia with its most famous example in Ur. Zikkurats consisted of several terraces with a tempel on top, and the one in Chogha Zanbil covers more than 100x100m.
Kurangoun: Nach einer kurzen Klettertour erreichten wir eine Bergkuppe, auf der eines der wenigen bekannten elamischen Felsreliefs zu sehen ist: eine Adorationsszene zweier Gottheiten. Das Relief ist aber nicht nur am senkrechten Fels angebracht, sondern beinhaltet auf dem Boden des Vorsprungs auch die Darstellung eines Gewässers mit Fischen. Die Aussicht von oben ist wunderbar.
It required a bit of climbing, but after a couple of minutes we reached the top of a hill where one of the few known Elamite rock reliefs is located – and from where you have a really nice view. The vertical part of the relief shows the worshipping of two gods, while fishs are represented happily swimming on the horizontal ledge of the rock.
Mitten in der Pampa und voller moderner Graffiti: der Nurabad Tower.
The Nurabad Tower, in the middle of nowhere, is covered with modern graffiti.
Bist du oft im MENA-Raum? Werde mir auf jeden Fall in nächster Zeit deine Beiträge zu deiner Iran-Reise durchlesen; auch sehr schöne Bilder.
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Bisher noch nicht (habe hauptsächlich, dafür umso intensiver, Europa und die Türkei bereist) – aber das soll sich ändern; nur ist gerade leider nicht unbedingt die beste Zeit dafür… Und selbst?
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Nur in Gedanken. Habe eine gewisse Studien-Odyssee hinter mir, zuletzt drei Jahre 2-Fach-BA mit z.B. auch Islamwissenschaft, aber dabei wurde ich überhaupt nicht glücklich. Das liegt aber gar nicht am Fach, sondern an der Organisation und Umsetzung in Bonn; ein Fehler, so lange dabeigeblieben zu sein. Nächstes Jahr mag ich in Marburg neu beginnen, Orientwissenschaft, Schwerpunkt noch ungewiss, vielleicht Iranistik, vielleicht Politik. Habe immerhin drei Semester Persisch gehabt, auch zwei Semester Hebräisch (das ist aber gründlich verschüttet).
Würde gerne im Rahmen des Studiums für ein Jahr nach Iran.
Wenn du meinst, es sei nicht die beste Zeit, sprichst du dann von den Kriegen? Das ist leider wahr, den status quo ante wird man auch nicht wiederherstellen können; abgesehen von den menschlichen Gräueln werden Länder wie Syrien und Jemen landschaftlich nie wieder wie vorher sein…
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Verstehe. Dann kannst Du die Gedanken ja jetzt mal umsetzen.
Ja, ich meinte die Krisensituation, wobei der Iran, sofern sich Spannungen nicht verschärfen, momentan unter Präsident Ruhani ja verhältnismäßig angenehm zu bereisen ist.
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