Yazd ist eine Oasenstadt im Zentrum des Iran und bildete den östlichsten Zielpunkt unserer Reise. Am Rande der Wüste gelegen, ist die Stadt geprägt von dem trockenen Klima, das zur Ausprägung spezieller Architekturformen führte. Yazd gilt außerdem als Zentrum des Zoroastrismus und ist so in vielerlei Hinsicht eine der interessantesten Sehenswürdigkeiten im Iran.
Located in the very heart of Iran, Yazd was the easternmost destination of our trip. Not only was the city’s architecture shaped by the dry desert climate but also is Yazd the centre of the Zoroastrianism, which makes it one of the most fascinating places to visit in Iran.

In der Altstadt von Yazd, die heute kaum noch bewohnt ist, dominieren sanfte Erdfarben das Stadtbild, denn hier ist alles aus Lehmziegeln gebaut. Zur Kühlung der Gebäude nutzte man Windtürme (badgire): Hohe schmale Türme mit Lüftungskanälen, die Luft von außen in das Gebäude ableiten. Wenn nachts die Außentemperatur kühler als die Innentemperatur ist, wird über den Kamineffekt kalte Luft ins Innere des Hauses geleitet, während warme Luft aufsteigt und nach außen entweicht. Bei Wind wird dessen kühle Luft in den Turm gedrückt. Die Lüftungskanäle der badgire können geschlossen werden, um kühle Luft im Gebäudeinneren zu halten, und die Windtürme wurden auch für Wasserspeicher oder Kühlräume genutzt. Noch heute benutzt man dieses alte Ventilationssystem, auch in arabischen Ländern.
The nowadays almost uninhabited old town of Yazd shines in earthy tones, because everything is built in mud-bricks. Slim towers (badgirs) were erected on the roofs to catch the wind and port its cool air down into the houses; when at night the temperature inside the buildings is higher than outside, warm air will move up while colder air moves in through the wind towers. The ventilation ducts of the towers can also be closed, when necessary, to keep the house cool for some time. Badgirs were used to chill water reservoirs and cold stores as well, and the cooling system is still in use, e.g. in some Arabic countries.

Zweierlei Türklopfer an den Eingangstüren der Häuser in Yazd – links für Männer, rechts für Frauen (s.u.) -, die unterschiedliche Klopftöne erzeugen, sorgten früher dafür, dass die Hausbewohner über das Geschlecht eines Besuchers vorgewarnt waren, damit eine Frau sich rechtzeitig auf den Besuch eines fremden Mannes vorbereiten, d.h. sich entsprechend kleiden und verschleiern konnte.
Each front door had two different kinds of knockers – for men and for women – to create different sounds that would warn the inhabitants about the gender of the visitor. This gave women the chance to prepare, i.e. get adequately dressed and veiled, in case a foreign male visitor was to be expected.

Freitagsmoschee in Yazd. // Friday mosque in Yazd.
Für die Kühlung von Lebensmitteln produzierte und lagerte man schon ab dem 6. Jh. v. Chr. Eis in großen Kühlhäusern (yachtschale, s.u.). Die Kühlhäuser waren zweischalig konstruiert und unterirdisch wesentlich großräumiger als oberirdisch, damit der Innenraum vor den Wüstentemperaturen außen geschützt war. Darin konnte man den Sommer über Eis lagern, das man im Winter selbst hergestellt hatte: Aus einem Flusslauf oder einem Qanat (einem unterirdischen Kanal, der Wasser aus einem Brunnen in höher gelegene Regionen transportiert) wurde Wasser in ein nahegelegenes Becken geleitet; es war durch Mauern vor direkter Sonneneinstrahlung geschützt, so dass sich nachts dort Eis bilden konnte, das man dann in das Kühlhaus brachte.
From the 6th century BC onwards, people managed to produce and store ice in icehouses (yachtschals, photographs below). Those were large double-walled buildings whose underground parts were protected from the hot outside temperatures. Ice that had been produced in winter could be stored in there during the summer: A closeby basin collected water from a river or a qanat (an underground channel which carries water from a deep well into higher regions); it was protected from the sun so that water would freeze to ice during cold nights and could then be brought into the icehouse.

Außerhalb der modernen Stadt Yazd stehen zwei sogenannte Türme des Schweigens (dahme): Es handelt sich dabei um große, ungedeckte Gebäude, die man auf Hügelspitzen errichtete und in denen die Zoroastrier die Körper ihrer Verstorbenen ablegten, damit sie von Geiern gefressen würden. Diese Praktik war bis in die 1970er Jahre im Iran erlaubt, bevor sie aus hygienischen Gründen verboten wurde.
Outside the city of Yazd, two so-called towers of silence (dahmes) are situated on hilltops; in these large unroofed structures, Zoroastrians used to place the deads so that their bodies would be eaten by vultures. This practice was banned only in the 1970s for reasons of hygiene.
Der Zoroastrismus soll von Zarathustra begründet worden sein und die älteste monotheistische Religion sein, die auf die Verehrung der altiranischen Gottheit Ahura Madza zurückgeht und sich wohl ab dem 7. Jh. v. Chr. im heutigen Iran ausbreitete. Heute leben im Iran noch über 20.000 Zoroastrier. Von zentraler Bedeutung für den Kult sind die vier Elemente Feuer, Wasser, Erde und Luft, die rein gehalten werden müssen – deshalb dürfen beispielsweise keine Toten im Feuer verbrannt oder in der Erde vergraben werden. In eigenen Feuertempeln wird das heilige Feuer von ausschließlich männlichen Priestern gehütet.
Zoroastrianism is said to have been founded by Zarathustra and to be the oldest monotheistic religion which spread in the area of modern-day Iran in the 7th century BC. More than 20,000 Zoroastrians still live in Iran today; their god Ahura Mazda derives from the ancient Iranian god, and the four elements fire, water, earth, and air play a central role in the religious rituals. They have to be kept pure, that is why Zoroastrians cannot burn their deads in the fire or bury them in the earth. Exclusively male priests take care of the holy fire in special fire temples.

Den Abend verbrachten wir in einem zurkhaneh, einem „Haus der Kraft“, wo Sportler ein traditionelles Training mit hölzernen Keulengewichten vorführten. Auf mich wirkte das Ganze allerdings wie eine befremdliche Zurschaustellung eines veralteten Männlichkeitsideals. Fremdscham pur beim Anblick schwitzender behaarter Männer in einer iranischen Version von Lederhosen. Die strammen Kerle waren sich allerdings des Unbehagens, das sie in uns heraufbeschworen, sicher nicht bewusst, wie ihre (Frauen)suchenden Blicke verrieten.
We spent the evening watching athletes performing a traditional practice with club-shaped wooden weights in a zurkhaneh, a „House of strenght“. To me, however, the show seemed a rather odd demonstration of an old-fashioned concept of masculinity. I felt what we Germans call „Fremdscham“ (an unease, almost pity) while watching hairy guys sweating in their Iranian style leather pants. They certainly were not aware, however, of this kind of feeling they evoked in most of us, as I could tell from their curious glances around.
Garten in Yazd. // Yazdi garden.
Freitagsmoschee in Nain. // Friday mosque in Nain.
Auf dem Weg nach Isfahan, wovon mein nächster Blogeintrag – und der letzte aus der Iran-Reihe – berichten wird, besuchten wir am nächsten Tag noch das Städtchen Nain mit seiner berühmten Freitagsmoschee, einer der ältesten Moscheen im Iran aus dem 10. Jh. n. Chr. (Fotos oben).
On our way to Isfahan – the topic of my next blog entry, and the last one about Iran – we visited the Friday mosque of Nain, one of the oldest mosques in Iran, built in the 10th century (photographs above).