Archäologie / Archaeology Reisen / Travel

Auf römischen Wegen durch Gallien

Unsere bisherige Reise orientierte sich im Wesentlichen an den großen römischen Verkehrswegen Galliens: Von Norden führte die Via Agrippa entlang der Rhone von Lyon durch Orange nach Arles, wo sie sich mit der von Osten (Italien) kommenden Via Julia Augusta und der Via Domitia gen Westen (Spanien) kreuzte.

Our trip has led us along the Roman roads of Gaul: The Via Agrippa ran from the north, from Lyon through Orange to Arles, where it met the Via Julia Augusta (coming from the east/Italy) and the Via Domitia (leading to the west/Spain).

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Vaison-la-Romaine, Roman bridge.

Das Zusammenwachsen gallischer, griechischer und römischer Kulturelemente lässt sich eindrucksvoll in der Stadtgeschichte des antiken Glanum (St. Rémy) nachvollziehen. Das ursprüngliche Naturheiligtum für den Gott Glanis mit gallischer Siedlung (oppidum) kam über Marseille (Massalia) in Kontakt mit der griechischen Kultur; im 1. Jh. n. Chr. wurde es zu einer Stadt nach römischem Vorbild erweitert, mit Forum, Podiumstempeln und Atrium-Peristylhäusern. Die Kultstätte mit heiliger Quelle wurde weitergeführt, und dem Quellwasser verdankt Glanum seine Lage in einem kleinen Tal, das mit seiner Befestigungsanlage gut zu verteidigen gewesen war, bevor die Stadt in römischer Zeit weit über ihre ehemaligen Mauern hinauswuchs.

Glanum (St. Rémy) is a good example of the converging of Gallic, Greek, and Roman culture. The Gallic village (oppidum) derived from a sacred spring where the god Glanis was worshipped. From Marseille (Massalia), Greek influence was spread, and from the 1st century BC on, Glanum was extended by Roman-style urban features like the forum, podium temples and atrium peristyle houses. Thanks to its water sanctuary, Glanum is situated in a beautiful valley which was also easy to defend before the city before it grew beyond its original walls.  

Mit seiner Tallage und den reichen archäologischen Befunden war St. Rémy/Glanum ein wirkliches Highlight für uns; im Anschluss entschieden wir uns, weil der Tag noch jung war, zu einem Umweg von 20km, um noch die Bergfestung Les-Baux-de-Provence zu besichtigen, die in eine grandiose Felslandschaft gebaut wurde. Zu unserer eigenen Überraschung konnten wir die Steigungen ohne Stopps bewältigen – offensichtlich hat sich unsere Kondition seit Abreise schon deutlich verbessert. Für das mittelalterliche Städtchen mit heute 420 Einwohnern hat sich das Schwitzen auf dem Fahrrad jedenfalls gelohnt, und die Rückfahrt zu unseren Gastgebern bei Avignon bot tolle Ausblicke in die Landschaft, weite Alleen und schicke Landgüter.

Situated in a beautiful valley and with its rich archaeological remains, St. Rémy/Glanum was a real highlight of our tour. Since we still had time left that day, we decided to continue to the medieval castle of Les-Baux-de-Provence, which is surrounded by a magnificent rock landscape. We were surprised about ourselves to make it up to the castle without having to stop for a break – apparently, our fitness has already improved due to the constant training on tour. The ride was well worth the effort, as Baux with its present 420 inhabitants is a very cute town, and the road back to our base near Avignon offered views into the mountains, wide alleys and beautiful country houses.

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Les-Baux-en-Provence

Die Sammlungen des Musée Granet in Aix-en-Provence und das Musée Lapidaire in Avignon zeigen gallo-römische Plastiken, die für den Klassischen Archäologen, der sich sonst überwiegend mit hauptstädtischem bzw. Material von italischem Boden beschäftigt, zugegebenermaßen erstmal etwas seltsam anmuten. Im Musée Granet ist neben der doch recht kleinen archäologischen Dauerausstellung auch die eindrucksvolle Sammlung moderner, v. a. impressionistischer Kunst, des Schweizer Kunstsammlers und -händlers Jean Planc in einer renovierten Kirche untergebracht. Weil das Museum den größten lokalen Künstler, Paul Cézanne, erst sehr spät anerkannte, war es früher als „Museum ohne Cézanne“ verschrien. Inzwischen ist das anders, und ein längerer Besuch lohnt sich.

The archaeological collections of the Musée Granet at Aix-en-Provence and of the Musée Lapidaire at Avignon have Gallo-Roman sculptures on display which – to a Classical Archaeologist – seem a bit weird at first sight. The Musée Granet also hosts a wonderful collection of modern, especially impressionist, art that is much bigger than its archaeological part. The paintings, collected by the Swiss art collector and dealer Jean Planc, are exhibited in a renovated church. Because the museum long neglected to present the works of one of the most renowned sons of the city, Paul Cézanne, it used to be called “the museum without Cézanne”, but this changed in 1984, and I can only recommend visiting this beautiful collection.

 

1 Kommentar

  1. Es ist immer eine gute Idee, eine Landkarte einem Reisebericht beizufügen. Dann kann man sich als Leser ein besseres Bild von all den Orten machen. Die Bilder sind erstklassisch und lassen mich eure archäologische Reise eindrucksvoll miterleben. Vielen Dank!

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