Volubilis ist eine der bekanntesten Ausgrabungsstätten Nordafrikas und war schon lange ein Wunschziel von mir, weil dort zahlreiche römische Wohnhäuser ergraben wurden. Volubilis wurde wohl spätestens Mitte des 2. Jahrhunderts v. Chr., wie archäologische Befunde zeigen, von Berbern gegründet und war Teil des antiken Königreichs Mauretanien. Inschriften belegen punische Einflüsse auf die Siedlung, die sich auch in Texten punischer Sprache in libyischer Schrift widerspiegeln. Der prominenteste König Mauretaniens war der in Rom aufgewachsene und 25 v. Chr. von Kaiser Augustus eingesetzte Juba II.; er wurde mit Kleopatra Selene, der Tochter von Marcus Antonius (dem ehemaligem Widersacher des Augustus) und der ägyptischen Königin Kleopatra, verheiratet. Ein solches Klientelkönigtum war eine Strategie der Römer, um Gebiete des Reichs zu kontrollieren.
Volubilis is one of the most well-known archaeological sites of North Africa, and it had long been on my list, because a remarkable number of Roman houses have been excavated there. Volubilis must have been founded latest in the middle of the 2nd century BC, as its archaeological record proves, by Moorish/Berber people; it was part of the ancient kingdom Mauretania. Inscriptions show Punic influences on the settlement, with some of them containing Punic language written in Libyan script. The most prominent Mauritanian king, Iuba II, was educated in Rome and installed as a king by the Roman emperor Augustus in 25 BC. He was also chosen to marry Cleopatra Selene, the daughter of Marc Antony (former opponent of Augustus) and queen Cleopatra. Client states such as Mauritania were one strategy of the Romans to pacify and control their empire.

(C) Institut National des Sciences de l’Archéologie et du Patrimoine (I.N.S.A.P.).
40 n. Chr. ließ der römische Kaiser Claudius aus historisch nicht ganz geklärten Gründen Jubas II. Sohn Ptolemaeus umbringen; damit begannen Unruhen in Mauretanien, die von den Römern niedergeschlagen wurden. Sie teilten Mauretanien daraufhin in zwei Verwaltungsbezirke: Mauretania Tingitana im Westen (heutiges Marokko, mit Hauptstadt Tingis/Tanger) und Mauretania Caesariensis im Osten (heutiges Algerien, mit Hauptstadt Caesarea/Cherchell). Volubilis gelangte zu einer Blütezeit im 2. Jahrhundert n. Chr.; zahlreiche Ölpressen belegen die zentrale Rolle, welche die Olive für die Wirtschaft der Stadt spielte. Noch heute ist die fruchtbare Ebene, über die man Volubilis schon von Weitem sieht, voller Olivenhaine. Der wenige Regen dieses Jahr hat den Oliven dieses Jahr leider zugesetzt, auch wenn er für unsere Fahrradreise ein wahnsinniges Glück darstellt.
For unknown reasons, the Roman king Claudius murdered Iuba’s son Ptolemy in 40 AD; this caused revolts in Mauretania which were quelled by the Romans. Afterwards, they devided Mauretania into western Mauretania Tingitana (today Morocco, with the capital Tingis/Tanger) and eastern Mauretania Caesariensis (today Algeria, with the capital Caesarea/Cherchell). Volubilis was flourishing especially in the 2nd century AD, and numerous oil presses show the importance of olive processing for the local economy. Still today, the fertile plane around Volubilis consists of olive groves, but this year, it has not rained enough, even if these were lucky circumstances for our trip by bike.

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Volubilis war offenbar noch bis ins 11. Jahrhundert bewohnt; im 19. Jahrhundert war das Gebiet der antiken Stadt als Ksar Faraoun, „Burg der Pharaonen“, bekannt. Als Archäologen 1915 mit den Ausgrabungen begannen, konnten sie bei der Bevölkerung deshalb immer nach den Pharaonen fragen, wenn sie etwas über weitere antike Überreste in der Umgebung in Erfahrung bringen wollten.
Volubilis was inhabited until the 11th century; in the 19th century, the area was known as Ksar Faraoun, “castle of the pharaohs”. When archaeologists started excavating the ancient town in 1915, they therefore could always ask the locals for the pharaohs when they were looking for ancient remains.
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Für die Besichtigung von Volubilis hatten wir uns in Meknes eingemietet, das 32km von der antiken Stadt liegt. Abdou El Bertai, Freund einer Freundin meiner Mutter und als Archäologe verantwortlich für den Kulturbezirk Meknes, nahm uns vor Ort freundlich in Empfang und übergab und dann an seinen Kollegen Mustafa, der uns durch Volubilis führte; anschließend blieben wir noch bis zu Schließung des weitläufigen Geländes und schönen Museums. Die netten Sicherheitsleute setzten uns schließlich in ein Taxi nach Moulay Idriss, dem nächsten Dorf, von wo aus man uns an ein Sammeltaxi (Grand Taxi) weitervermittelte, das zwar nur wenige Euros kostete, aber mit seiner halsbrecherischen Geschwindigkeit und waghalsigen Überholmanövern nicht unser Vertrauen gewinnen konnte. Von solchen Sammeltaxis in Marokko rate ich seitdem nur ab.
In order to visit Volubilis, we stayed in the 32km distant city Meknes for two nights. Abdou El Bertai, a friend of a friend of my mum and responsible archaeologist of the district of Meknes, welcomed us on site, and we got a guided tour by his colleage, conservator Mustafa. We stayed until the site and its museum closed and the guards sent us to the next village, Moulay Idriss, by taxi. From there, we took a Grand Taxi (shared taxi) which was really cheap but also very threatening in terms of the driving style. I would never take a Grand Taxi in Morocco again.

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Meknes ist eine der vier Königsresidenzen Marokkos, sie scheint aber weniger touristisch als Marrakesch, Fes und die Hauptstadt Rabat zu sein. Vielleicht deshalb hat uns Meknes so gut gefallen, auch wenn seine Medina nicht ganz so farbenfroh ist wie diejenigen von Marrakesch, Tanger oder Asilah. Unser kleines Riad Malak kostete nur umgerechnet 25€ p.P. pro Nacht, Frühstück auf der sonnigen Dachterrasse miteinbegriffen. Von derselben Dachterrasse aus konnten wir nachts auch eine Parade beobachten, die unter lauter Trommel- und Blasmusik in das Nachbarhaus einzog. Die Feier sollte uns noch bis vier Uhr morgens vom Schlafen abhalten; offenbar hatte sie mit dem Geburtstag des Propheten (dieses Jahr am 1. Dezember) zu tun, dem in vielen Städten noch Feierlichkeiten folgen.
Meknes is one of Morocco’s four imperial residences, but it seems to be less touristy than Marrakesh, Fes, and the capital Rabat. Maybe that is why we kind of fell in love with the city, even if its medina is less colourful than those of Marrakesh, Tanger, or Asilah. Our lovely Riad Malak was only 25€ p.P., breakfast on the beautiful rooftop terrace included. From the same terrace we also watched a parade at night, with jarring trumpets and drums. Apparently, the parade had something to do with the birthday of the prophet (on 1st December this year); it went on till four o’clock in the morning and ended in the house next to hours.
Die Medina von Meknes liegt im Westteil der Stadt; der angrenzende große Platz Lahdim ist nicht so groß wie der Djemaa el Fna in Marrakesch, aber abends ähnlich belebt. Das bunte Treiben kann man auch entspannt mit etwas Abstand von der Terrasse des Lokals „Pavillon des Idrissides“ bei einem Minztee beobachten. Auf der anderen Straßenseite des Platzes sieht man das angeblich schönste Tor Marokkos, die Bab Mansour. Sie gehört zur königlichen Residenz (ville impériale), der Kasbah (Festung). Weniger spannend fand ich persönlich die königlichen Ställe, auch wenn sie ein insgesamt eindrucksvoll großer Gebäudekomplex für tausende von Pferden darstellen. Letztendlich kann man aber nicht mehr tun, als durch die uniformen Bogenkonstruktionen hindurch zu spazieren.
The medina of Meknes is situated in the western part of the city; the nearby Lahdim square is not as big as the Djemaa el Fna, but similarly bustling at night. You can calmly watch the hustle and bustle over a mint tea from the terrace of the café „Pavillon des Idrissides“. The Bab Mansour, the supposedly most beautiful city gate of Morocco, lies on the other side of the street from Lahdim square. It belongs to the royal residence (ville impériale), the kasbah. The royal stables are less interesting, at least from my point of view, because you can simply walk through rows of uniform arches; but of course, imagining thousands of royal horses having been held there is interesting.

Königlich gespeist haben wir dafür im Riad Salma eine Tajine mit Rindfleisch, Pflaumen und Sesam. Die Tajine ist als Gericht nämlich keinesfalls, wie gerne behauptet, nur für Touristen gedacht: man kann sie an vielen kleinen Straßenständen, an denen auch die Marokkaner essen, kaufen, oft mit Kartoffeln; aufwändigere Versionen gibt es in teureren Restaurants, oft mit Fleisch, Früchten, Nüssen, Zimt oder Cardamon, für 8 bis 12€. Der Couscous ist Nationalgericht, ihn durften wir bei einer Einladung nach Hause bei Raja probieren. Raja ist Dozentin für Germanistik an der Uni Rabat und gute Freundin ebenfalls von Regina, die ich über meine Mutter kenne und die mir als Übersetzerin für franzsösisch-sprachige Maghreb-Literatur dankenswerterweise viele Kontakte in Marokko vermittelt hat. Mein absolutes Lieblingsessen ist aber die Pastilla geworden: Eine knusprige Teigtasche, die entweder mit Gemüse oder mit Hähnchen gefüllt und mit Zimt und Zucker bestreut ist.
We had some truly excellent dinners in Meknes, such as the tajine with veal, plaums and sesame at Riad Salma, just next to our Riad Malaka. The tajine as a dish is not, as people like to say, only made for tourists: it is sold in the streets, often consisting of potatoes mainly, and Moroccans eat it too. Fancier versions are offered in more expensive restaurants for 8 to 12€, containing soft meat, fruits, nuts, cinnamon and cardamon. Couscous is Morocco’s national dish, which we were served by Raja. Raja is professor for German language and literature at the university of Rabat, and she also is a close friend of Regina, a friend of my mum who works a translator for French literature from the Maghreb. Regina had thankfully put me in contact with many of her Moroccan friends and colleagues, so that we never felt alone in Morocco. My absolute favourite in terms of food , however, was the pastille: a crispy baked pastry or kind of dumpling, filled with either vegetables or chicken, and topped with cinnamon and sugar.


An der Straße kann man in Marokko sehr leckere Chawarmas (Kebabs) essen; in Tanger habe ich die vielleicht besten meines Lebens gegessen. In französischer Tradition gibt es außerdem viele Patisserien, die schmackhafte Blätterteigprodukte ebenso wie Kekse und Bahklava verkaufen. Nur einmal habe ich (in Marrakesch) den Fehler gemacht, einen Bäcker bei seinem Mittagessen zu stören; die Tüte mit den Backwaren, die er mir wie gewünscht überreichte, hatte deshalb leider blutige Fingerabdrücke (wohl von dem Fleisch, das er gerade gegessen – oder erst zubereitet? – hatte). Beliebt sind in Marokko auch „Crepes“: dicke, oft quadratische Teigfladen, die in viel Öl gebacken werden; manchmal gibt es Oliven oder Anderes mit im Teig, die Füllungen/Beilagen können herzhaft oder süß sein.
Moroccan streetfood includes delicious shawarmas (kebabs), and I might have eaten the best chawarmas of my life in Tanger. Based on French tradition, you will find patisseries everywhere which sell tasty pastries, cookies, and bahklava. The only mistake I made was to disturb a baker during his lunch: he handed over the desired pastries to me, but the paper bag was full of his bloody fingerprints (from the meat he had just been eating or preparing?). “Crepes” are very popular in Morocco, too, but they are much thicker and greasier than French ones; sometimes, the dough contains olives or herbs, and the crepes can be served with sweet or salty sides.
