Nach fast drei Wochen in Südfrankreich sind Zsuzsi und ich Ende Oktober mit dem Zug in Spanien eingereist. Von Narbonne kommend haben wir die Grenze bei Portbou überquert, um nach Figueres weiterzufahren. Von dort waren es nur noch ca. 20km mit dem Rad bis zu meiner Tante Silvi, die 40 Jahre lang die kultige Jazzbar „Barbarossa“ in Roses geführt hat. Silvi ist eine Art lokales Urgestein, das jeder im Ort kennt, und sie lebt ungefähr 20m Luftlinie vom Strand entfernt. Diese Chance haben wir auch gleich genutzt, um am nächsten Morgen einmal ins Meer zu hüpfen, das zugegebenerweise nicht mehr wirklich warm (sondern ziiiiemlich frisch) war – aber wenn man schonmal am Meer ist…
After almost three weeks in southern France, Zsuzsi and I entered Spain by train. Coming from Narbonne, we crossed the border at Portbou and continued to Figueres, from where we had only 20km to cycle to arrive at my crazy aunt Silvi’s place in Roses. Silvi had moved to Roses 40 years ago where she opened the jazz bar “Barbarossa”; thanks to her bar, she is something like an institution in the town, and today lives a quiet life in 20m distance from the beach. We took the opportunity to have a bath early in the morning, even if the water was admittedly quite cold…

Auf dem Weg nach Roses. // On the way to Roses.
Diese erste Station in Spanien hatten wir zwar ausgewählt, um Silvi zu besuchen, sie hat uns aber gleichzeitig einen archäologischen Anknüpfungspunkt an die vorangehende Zeit in Frankreich geboten: Die Bucht von Roses war im 6. Jh. v. Chr. Landepunkt für griechische Siedler, die dort – wohl von Marseille (Massalia, Ihr erinnert Euch?) aus – Emporion (Ampurias) und Rhode (Roses) gründeten. Die früheste Siedlung (als Palaiapolis bezeichnet) hatte auf der Halbinsel San Martin bestanden, bevor die griechischen Kolonisten Emporion als größere Stadt errichteten.
We had chosen this first stop in Spain to visit Silvi; it did, however, also offer an archaeological connection to the region we had visited before: In the 6th century BC, Greek colonists presumably from Marseille (Massalia, do you remember?) founded the harbour city Emporion and the city Rhodes in the bay of what now is called Roses. The earliest settlement of Emporion was located on the peninsula San Martin, before the Greeks established a bigger town close by.

Später, im Zweiten Punischen Krieg der Römer gegen Karthago, landete 218 v. Chr. der römische Feldherr Publius Cornelius Scipio mit seinen Truppen bei Emporion. Nach Ende des Krieges 201 v. Chr. war die römische Herrschaft in Spanien bei Weitem noch nicht dauerhaft gesichert, aber im 2. oder 1. Jh. v. Chr. muss die römische Stadt Emporium gebaut worden sein. Wir haben es also mit Bebauungen aus drei verschiedenen Phasen zu tun, die räumlich nebeneinander entstanden und heute jeweils besichtigt werden können. Ampurias besitzt außerdem ein Museum mit sehr schönen Funden.
Much later, during the Second Punic War against Carthage, the Roman commander Publius Cornelius Scipio landed with his troops in Emporion in 218 BC. After the end of the war, the Romans still did not have full control over Spain, but the Roman city Emporium must have built in the 2nd oder 1st century BC. We therefore find the three mentioned different towns from different time periods next to each other.


Emporion / Emporium / Ampurias.
In Roses selbst kann man alles, von hellenistischer Zeit (griechische Siedlung) bis ins 19. Jahrhundert (Kavalleriekaserne, Lazarett u. a.) an einem Fleck, in der Zitadelle der Stadt, versammelt sehen. Unsere Waden freuten sich außerdem über die steile Anfahrt zu einer westgotischen Festung, die uns allerdings weniger begeisterte als unsere eigene sportliche Höchstleistung. Abends verwöhnte uns meine Tante Silvi mit leckerem Essen, Zsuzsi bekam eine Einführung in die deutsche Schlagerkultur und außerdem den ersten Tatort ihres Lebens zu sehen. Nachdem sie sieben Jahre in Deutschland gelebt hatte, sollte sie also erst im Ausland, während des Reisestipendiums, dieses Detail sonntäglicher deutscher Lebensart kennenlernen.
Roses itself hosts everything from hellenistic times (Greek settlement) to the 19th century (cavalry barracks, hospital) in one spot: its citadel close to the sea. Our legs were almost dying from a very steep road we cycled up to a Visigoth castle which was more interesting in terms of the sportive challenge than of the building itself. My aunt Silvi treated us with very nice foods while were in Roses; Zsuzsi got to know German folk music and also got see her first “Tatort”, a crime series many Germans (including me) enjoy watching on Sundays as a kind of weekly ritual. So Zsuzsi had been living in Germany for seven years before getting to see a Tatort – abroad, during the Travelling Scholarship.
Archäologische Fundstätten in Roses. // Archaeological sites in Roses.
Der Einladung eines energischen (deutschen) Befürworters der katalanischen Unabhängigkeit zur Demo in Barcelona konnten wir uns entziehen und reisten direkt weiter nach Tarragona, wo wir bei meinem alten Grabungsfreund Pieter, seiner spanischen Freundin Gloria und deren zwei Katzen in einer sehr großen und noch viel volleren Wohnung unterkommen konnten. Die Überreste des römischen Tarraco – Hauptstadt der Provinz Hispania Tarraconensis – sind schon innerhalb der Stadt mit zwei Foren, dem Amphitheater, Theater, Resten der Stadtmauer und der Kathedrale mit verbauten Spolien über einem ehemaligen Tempel sehr zahlreich.
We refused an invitation (by a German friend of Silvi) to demonstrate for Catalunya’s independence in Barcelona and proceeded directly to Tarragona from Roses. There we stayed with my friend Pieter, with whom I have been excavating in Turkey and Italy, his Spanish girlfriend Gloria, and their two cats in a huge but packed apartment. The Roman city Tarraco used to be the capital of the province Hispania Tarraconensis, and its many remains to be visited include two fora, the theatre, amphitheatre, rests of the city walls, and the cathedral with spolia, constructed on top of a former temple.
Tarragona cathedral.
Der römische Zirkus von Tarraco ist zudem einer der besterhaltenen überhaupt; seine teilweise noch in den Kellern der Häuser in den angrenzenden Straßenzügen vorhandenen Gewölbe sind z. T. in Restaurants verwandelt worden. Natürlich konnten wir es uns nicht nehmen lassen, der Hitze in die Kühle der antiken Gemäuer zu entfliehen und dort ein üppiges (fettiges) spanisches Mittagessen mit viel Wein zu uns zu nehmen. In Tarragona habe ich auch den Deckel meines Kamera-Objektivs in der (natürlich) tiefsten Zisterne des Forums versenkt, wo er nun zusammen mit einigen Bonbonpapieren anderer Leute lebt; ich konnte aber zum Glück im nächsten Fotogeschäft einen neuen Deckel erstehen.
Tarraco’s circus is one of the best preserved, and we escaped from the heat to have an enormously fatty Spanish lunch with lots of wine in the vaults of the circus that have been transformed into restaurants in some parts. I also accidentally dropped the cover of my camera lens into the deepest available ancient water tank on the forum where it now has some sweet wrappers for company, but I was lucky to find a new cover quickly.
Es war interessant und lehrreich fßr mich zu lesen, wie viele kulturellen Spuren die Griechen und Römer in Spanien hinterlessen haben. Ich bin schon gespannt auf das nächste Kapitel eurer Reise.
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Spanien ist voller Spuren aus allen Epochen; das macht es wirklich spannend – und kompliziert.
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Deine Reiseberichte sind wunderbar. Die Bilder auf Instagram sind auch spitze, aber dein Bericht hier macht es dann komplett. Ich bin begeistert!
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Das freut mich wirklich sehr, vielen Dank!
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Beim Lesen der Texte und beim Betrachten der Bilder reist man/frau nahezu mit und ist glücklich darüber, dass die Welt so schön sein kann und es offenbar 2 Menschenkinder gibt, die das so intensiv erleben und wahrnehmen können.
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